Am 7. August 2022 gab es um 18 Uhr wieder einen Gartengottesdienst bei Familie Christensen im Garten. Es hat schon Tradition, dass der Posaunenchor den Gotttesdienst musikalisch mit gestaltet.
LEBEN – TEILEN war das Thema des Gottesdienstes, den Gaby Christensen als Prädikantin leitete. Freundlicherweise hat sie uns den Text ihrer Predigt zur Verfügung gestellt:
Leben – teilen, so lautete auch das Thema des diesjährigen katholischen Kirchentages.
Es ist inzwischen gute Tradition, dass im Wechsel das Motto des evangelischen und des katholischen Kirchentages das Leitthema bildet, unter das der ökumenische Arbeitskreis all seine Veranstaltungen stellt.
Leben – teilen. Zwei Schreibweisen sind denkbar. Leben groß geschrieben als Substantiv und teilen klein geschrieben als Verb. Oder leben und teilen, beides klein geschrieben, beides Verben. Je nach Schreibweise ergibt sich ein unterschiedlicher Sinn.
Im ersten Fall teilt man sein Leben mit anderen. Mit dem Partner, der Familie, mit Freunden. Das Teilen beschränkt sich dabei auf einen relativ kleinen , vertrauten Personenkreis sowie wir es gerade in dem Text gehört haben. Und ich glaube es fällt uns hier in Deutschland sehr schwer, materielle Dinge mit Menschen zu teilen, die außerhalb des engeren Familienkreises stehen. Eine Wohnung, ein Haus, das Auto, unser Geld oder unser Vermögen gleichberechtigt und bedingungslos mit anderen zu teilen, ist eine Vision, die sich viele von uns nicht vorstellen können und auch nicht wollen. Wieviel Streit gibt es, wenn im Erbfall das Vermögen unter den Hinterbliebenen aufgeteilt werden soll! Wie viele Familien sind daran zerbrochen.
Die vielen verschiedenen Vorsilben des Verbes teilen wie abteilen, aufteilen, unterteilen, verteilen, aber auch die Worte Vorteil und Nachteil drücken in unserem Sprachgebrauch kein gleichberechtigtes, großzügiges Teilen aus, sondern haben eher immer eine Abgrenzung im Sinn und latent den Gedanken, dass ja keiner zu viel bekommt.
Wenn man die beiden Worte als Verben sieht, entsteht ein anderer Sinn. Leben heißt teilen und teilen heißt leben. Das bedeutet, dass wir Lebendigkeit nur erfahren können, wenn wir mit anderen teilen.
Geteilte Freude ist doppelte Freude. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Zeit mit anderen zu teilen, bereichert, beschenkt. Die geteilte Zeit gibt uns neue Anregungen, füllt uns mit neuen Ideen. Wenn wir Gedanken, Ideen und Erfahrungen teilen, kann im gegenseitigen Austausch Neues entstehen. So werden wir auch für andere fruchtbar. Wenn wir uns aus Angst verschließen, unsere Gedanken und Gefühle nicht mit anderen teilen, kommt kein Gespräch zustande. Man bleibt nur an der Oberfläche. Wir isolieren uns dann selbst. Teilen macht nicht ärmer , sondern wird reichlich belohnt. Teilen bedeutet, Anteil zu haben an der Vielfalt und dem Reichtum der Menschen und der Welt.
Wirkliches Teilen setzt Respekt und Achtung voraus und ist nur möglich wenn man sich gleichberechtigt auf Augenhöhe begegnet.
In dem Bibeltext von der Speisung der Fünftausend reichen 5 Brote und zwei Fische aus, dass alle satt werden. Ich glaube, es ist bedeutungslos, ob hier 100, 1000 oder 5000 Menschen satt geworden sind. Für mich ist die Botschaft dieser Geschichte, dass die Leute bereit waren, das wenige , das da war, miteinander zu teilen. Keiner hat nur an sich selbst gedacht, keiner hat sich nach vorne gedrängelt, keiner hat die anderen beiseite gestoßen. Das Wort „satt“ ist in vielen Sprachen gleichbedeutend mit „zufrieden“. Vielleicht waren die Menschen in unserer Geschichte nicht wirklich satt, aber sie waren zufrieden, sie fühlten sich wohl, weil sie miteinander geteilt hatten. Weil keiner benachteiligt wurde , weil keiner leer ausgegangen war.
Vielleicht würden auch wir uns wohler fühlen, wenn wir nicht auf Kosten anderer lebten. Wenn wir dafür Sorge tragen würden, dass die reichen Ressourcen dieser Welt nicht so ungleich verteilt wären. Wenn wirklich alle Anteil hätten an sauberem Wasser, am täglichen Brot, an einem Dach über dem Kopf, an einer menschenwürdigen Arbeit.
Wenn wir weltweit – über alle geographischen, politischen und religiösen Grenzen hinweg – bereit wären zu teilen, wäre genug für alle da. Und ich bin überzeugt davon, wenn wir sorgfältig hinsehen würden, wenn wir nichts verschwenden würden, könnten wir mit Sicherheit noch zwölf Körbe mit den Resten füllen.
Der Predigttext : Matthäus 14,13-21, Speisung der 5000.
Weitere Schnappschüsse fangen die gute Stimmung ein: